Grenzen

"Grenzen" ist gegenwärtig ein Begriff, der heftigen Widerspruch auslöst oder aber zu weiterführenden Überlegungen anregt. Ob als politisches Statement wie "Grenzen dicht machen", als ökonomische Leitlinie wie "Grenzen finden – nachhaltig Wirtschaften", als philosophisch-ethische Überlegung wie "Grenzen des Machbaren" bis hin zum bewussten Erkennen eigener Grenzen im Kontakt mit anderen Menschen. Der Begriff lädt ein, sowohl Grenzen und Grenzüberschreitungen zu reflektieren, als auch nach konkreten Ideen der Kooperation, der Partizipation sowie der Fairness und Mäßigung zu fragen.

Das Forum Schlüsselqualifikationen (SQ) der Baden-Württembergischen Universitäten wird landesweit Studierende zu diesem Thema zusammenführen und sie die unterschiedlichen Zugänge diskutieren und erproben lassen.

Zunächst wird in Lehrveranstaltungen im WiSe 2016/17 an den teilnehmenden Universitäten das Thema "Grenzen" eingehend behandelt. In einem zweiten Schritt erhalten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre erworbenen Kenntnisse im Rahmen eines Intensivworkshops am Samstag 08. April 2017 an der Universität Stuttgart zu vertiefen. Mitmachen können pro Universität zwei bis drei Teilnehmer/innen der jeweils relevanten Veranstaltung. Die entstehenden Kosten werden vom Forum SQ getragen.

Das Forum SQ wurde 2004 von den Organisatoren/innen der SQ-Angebote der Universitäten Freiburg, Mannheim und Tübingen gegründet. Es dient als Plattform zur Realisierung gemeinsamer Projekte im Bereich Schlüsselqualifikationen. Mittlerweile gehören ihm alle neun baden-württembergischen Universitäten an. Es veranstaltet seit 2009 in regelmäßigen Abständen landesweite Veranstaltungen und Wettbewerbe für Studierende in zentralen Bereichen des Kompetenzfeldes Schlüsselqualifikationen.

Veranstaltungen an den Universitäten

Universität Konstanz

Projektseminar Zukunftsstadt Konstanz: Wohnraumnot, Nachhaltigkeitsdilemma und persönliche Freiheit – löst Postwachstum das Problem?

Was ist eigentlich Postwachstum? Was heißt das für mich, für die Gesellschaft und für die Zukunft? Gibt es einen Unterschied zwischen Wachstum und Entwicklung, und was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun? Und lässt sich Stadtentwicklung und Wohnungsbau mit Postwachstum vereinen?

In diesem Seminar werden wir die grundlegenden Begriffe der Postwachstumsüberlegungen, der Nachhaltigkeit und des Klimawandels beleuchten.

Wir werden im ersten Schritt erarbeiten,

  • was unter Postwachstum zu verstehen ist
  • was Postwachstum für verschiedene Branchen bedeutet (Banken, Bauwesen,…)
  • was jede*r im Privaten daraus ableiten kann und
  • wie der aktuelle wissenschaftliche Stand ist.

In der zweiten Phase werden diese Ergebnisse auf

a) das Thema „Bauen“ im Allgemeinen und

b) das Handlungsprogramm Wohnen der Stadt Konstanz übertragen.

Ziel des Seminars ist es, Handlungsvorschläge zu generieren, wie Postwachstum und Stadtentwicklung miteinander einhergehen können.

Das Seminar wird sehr interaktiv gestaltet. Diskussion und eigene Ideen der Teilnehmer*innen sind wichtige Bestandteile, um die spannende Synthese von Postwachstum und Stadtentwicklung voranzutreiben.

ZAK | Zentrum für angewandte Kulturwissenschaften und Studium Generale im KIT

"Borderland Europa – Die Grenzen Europas"

„Wo fängt Europa an?” – Europas Grenzen sind seit jeher „fließend”, d.h. historisch im Wandel. Bereits die mythischen Ursprünge des Kontinents liegen jenseits des antiken territorialen Selbstverständnisses, nämlich an der libyschen Küste, und der Gründungsakt fällt mit einer Überfahrt über das Mittelmeer zusammen. Von Gibraltar bis zum Bosporus, von den Vogesen bis zum Uralgebirge erstreckt und verschiebt sich die europäische Kartographie und reflektiert dabei den Wandel der Geschichte. Ziel des Seminars ist es, die kulturelle Topographie und die Konstruktion der politischen Territorialität Europas zu untersuchen und dabei das Befestigen und das Zerfließen seiner Grenzen zu hinterfragen. An diesen Trenn- und Nahtstellen werden Konflikte und Grenzerfahrungen besonders evident, Identitäten werden ausgehandelt. Zugleich bieten Grenzen auch Möglichkeiten des Übergangs, ja des Zusammenkommens an. Städte, Flüsse, Brücken, Gebirge und das Meer zeichnen eben diese beiden Richtungen der Abund Entgrenzung ab und sollen Anlass geben, die wandelnden politischen Geographien und Architekturen Europas zu reflektieren.

Das Seminar wird im Rahmen der 3. landesweiten Veranstaltung des Forum Schlüsselqualifikationen mit dem Thema „Grenzen“ angeboten. Am 8. April 2017 werden jeweils zwei interessierte Teilnehmende pro Universität ausgewählt und zu einem Intensivworkshop an die Universität Stuttgart eingeladen.

Universität Tübingen

Theorien und Problemfelder der Gerechtigkeit (Dr. Moritz Hildt, Philosophisches Seminar und GMPI Tübingen)

Kontexte der Gerechtigkeit begegnen uns vielfach im Alltag. Von den globalen und politischen Geschehnissen in den Nachrichten im Fernsehen, Internet und den Tageszeitungen, über Spendenaufrufe um die Weihnachtszeit bis hin zu ganz persönlichen Kontexten, wie etwa der Gleichbehandlung im Studium und am Arbeitsplatz, der Frage, wer in der WG wann wie viel putzt und den GEZ-Gebühren – Gerechtigkeitsfragen
umgeben uns ständig.
Aber was ist Gerechtigkeit eigentlich? Was ist Ungerechtigkeit? Für welche Art von Gerechtigkeit sind wir persönlich verantwortlich, für welche staatlichen Institutionen? Wie ist der Zusammenhang von Gerechtigkeit und Menschenrechten? Gibt es so etwas wie globale Gerechtigkeit? Und wie können uns Gerechtigkeitstheorien helfen, ein konkretes Problem anzugehen, etwa das der weltweiten Armut?
Mit diesen Fragen werden wir uns in dem Seminar beschäftigen. Im Rahmen von drei Theorieblöcken zu den Problemfeldern „Pluralismus“, „Verantwortung“ und „Gerechtigkeit – universell oder relativistisch?“ und einem Anwendungsteil zur Frage der globalen Armut, werden wir Texte diskutieren, verschiedene Theorieansätze erörtern und uns fragen, wie anwendungsbezogen Gerechtigkeitstheorien sein müssen, sein können oder sein sollten.

Das Rätsel des guten Lebens – Einführung in die interkulturelle Philosophie (Dr. Moritz Hildt, Philosophisches Seminar und GMPI Tübingen)

In unserer globalisierten Welt ist es in Mode, viele politische, gesellschaftliche und soziale Verschiedenheiten auf unsere „Kultur“ zurückzuführen, die sich eben von „anderen“ Kulturen unterscheidet. Aber was ist das eigentlich, eine „Kultur“? Sollten wir die Rede von Kulturen eher vermeiden, wenn es uns darum geht, Andere (und uns selbst) zu verstehen?
Die interkulturelle Philosophie begreift sich als ein Denkansatz, der kulturell geprägte intellektuelle Barrieren hinter sich lassen möchte. Damit soll eine unvoreingenommene Offenheit dem Fremden und Anderen entgegengebracht werden, aber auch die eigene kulturelle Prägung kritisch hinterfragt werden.
In diesem Seminar werden wir uns zunächst die theoretischen Grundlagen der interkulturellen Philosophie aneignen, um dann anhand einer Frage, die die Menschen in allen Kulturen und zu allen Zeiten beschäftigt – der Frage nach einem guten (sinnvollen, glücklichen) Leben – versuchen, den Ansatz anzuwenden und gemeinsam Ergebnisse zu erarbeiten.
Das Seminar richtet sich an Interessierte aller Fachrichtungen und setzt keine besonderen Kenntnisse voraus. Der Seminarplan und die Textauswahl werden während des obligatorischen Vortreffens bekannt gegeben.

Brainchild – Künstlerisch Denken und Handeln (Marion Springer, Künstlerin, Zeicheninstitut)

„Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kraft der menschlichen Kreativität.“ (Joseph Beuys)
Künstlerische Bildung kann einen Beitrag zu Transformationsprozessen im Sinne einer nachhaltigen und förderlichen Gestaltung unserer Lebenswelten leisten. Das Seminar bietet hierzu einen Erfahrungsraum schöpferischen Denkens und Handelns.
In diesem Semester erforschen wir die Bedeutung des Begriffes „Grenze“ mit den Mitteln der Kunst. Durch experimentelle Übungen sollen die Lebendigkeit und Authentizität des Gestaltungs- und Erfahrungsprozesses im Vordergrund stehen und nicht die handwerklich anspruchsvolle Ausarbeitung eines Werkes. Wir begeben uns gemeinsam in einen offenen schöpferischen Prozess, forschen, reflektieren und erweitern zunehmend die Komplexität von „Grenze“ aus der eigenen und der gemeinsamen Erfahrung heraus.

Universität Hohenheim

Selbstreflexion – eigene Grenzen für privates und berufliches Wachstum überwinden

Fachliches Wissen ist häufig nur noch die Eintrittskarte für eine berufliche Karriere. Über privaten und beruflichen Erfolg oder Misserfolg entscheiden jedoch schnell weiche Faktoren – allen voran die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Nur wer sich selbst kennt, kann andere Menschen verstehen und führen. Genau das ist ein Kernelement fast aller akademischen Berufe. Ganz gleich ob Sie später im Labor mit Ihren Kollegen zusammenarbeiten oder als Vertriebler Kunden begeistern müssen, sie arbeiten stets mit unterschiedlichen Menschen zusammen. Leider neigen wir bei Problemen schnell dazu Fehler im System oder bei anderen Personen zu suchen: beim unfähigen Chef, dem peniblen oder unordentlichen Kollegen oder beim besserwisserischen Nachbarn. Doch die meisten Probleme sind hausgemacht und entstehen alleine in unserem Kopf und sind auch nur dort lösbar. Nur wer sich seiner selbst gesteckten Grenzen bewusst ist, kann diese überwinden. Ein positiver Nebeneffekt der Auseinandersetzung mit diesen Themen ist: Sie werden schnell feststellen, dass Sie ruhiger und gelassener bei kritischen Situationen reagieren können, da Sie Ihr impulsives Verhalten eher kontrollieren und reflektieren können.

Universität Stuttgart

Turbulente Grenze(n) – Europäische Grenzpolitik und ihre Auswirkungen

Vor dem Hintergrund der großen Zahl an Schutz- und Asylsuchenden in Europa ist – erneut – eine hitzige Debatte über die Grenz-, Migrations- und Integrationspolitik Europas entfacht. Die europäischen Mitglieds- und Aufnahmestaaten sehen sich mit immensen Herausforderungen konfrontiert, welche auch zu einer kritischen Hinterfragung der Territorialität Europas, der Bedingungen europäischer Integration und des europäisierten Asyl und Flüchtlingsschutzes führen.
Um diese Ereignisse und deren Auswirkungen einer Analyse zugänglich machen zu können, sollen in diesem Seminar die Symbolik der Grenze, die Theorie und Praxis der Grenzziehung und Grenzüberschreitung sowie die Auswirkungen der europäischen Grenz- und Migrationspolitik  thematisiert und kritisch diskutiert werden. Die Biographien und Denk- und Deutungsperspektiven des intergenerationellen Teilnehmendenkreises werden dabei bewusst integriert.
Grenzen werden über ein  Zusammenspiel von Diskursen, Praktiken, Institutionen und Akteuren konstruiert, sie sind veränderbar und bedürfen der ständigen Verständigung und Verteidigung durch konventionelle Wahrnehmungsmuster, gemeinschaftliche Übereinkunft und sozial abgestimmte Praktiken der Grenzziehung, Grenzöffnung (Inklusion) und Grenzschließung (Exklusion). Sie sind zugleich Orte und Räume der Überschreitung, des Übergangs und der Begegnung.
All diese Überlegungen dienen einer kritischen Betrachtung der allen migrations- und europolitischen Diskursen und Maßnahmen zugrunde liegenden Annahme der Steuerbarkeit und Kontrolle von Migrationsprozessen.

House of Competence HOC im KIT Karlsruhe

Die Grenzen des Alltags. Was mein Organismus darüber weiß

Im Zentrum der Veranstaltung am House of Competence stehen die Grenzen des Alltags.

In dem Seminar bekommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, ihre eigenen Grenzen und den persönlichen Umgang damit bewusst(er) wahrzunehmen. Unter Bezugnahme auf die eigene Körperintelligenz (Embodiment) soll eine körperbezogene Perspektive auf die persönlichen Erfahrungen mit Grenzen angeregt werden, die sich großenteils im Unbewussten abspielen. Im Kurs werden dazu verschiedene erfahrungsorientierte Übungen angeboten. Das Seminar bietet einen geschützten Rahmen, um sich selbst intensiv wahrzunehmen, die eigene Konfliktfähigkeit zu stärken und sich Unterstützung für die Umsetzung im Studium und Alltag zu holen.

Universität Ulm

"Philosophie der Menschenrechte"

Seminar mit Dr. Hans-Klaus Keul, Dr. Roman Yaremko; wöchentlich, Di. 12:30-14:00 Uhr, O27/2203

Universität Freiburg

"Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der EU - Ein Prozess mit politisch-kultureller Perspektive oder Kollision von ideologischen Grenzen?"